Juckreiz, Atemnot, Durchfall und Erbrechen können das Leben von Allergikern zur Hölle machen. Auslöser von Allergien (Allergene) sind natürliche und künstliche Substanzen in der Nahrung, in Stoffen und in der Luft, die über die Atemwege, die Verdauung oder durch Hautkontakt in den menschlichen Organismus gelangen. Frage deshalb: Wie können Allergien auslösende Umwelteinflüsse vermieden oder zumindest gemindert werden. Besonders wichtig ist das, wenn es um das tägliche Wohnumfeld geht, also um den Bau des Hauses und das Leben in den eigenen vier Wänden.
Raumluftbelastung durch Schadstoffe und Allergene
Mit den modernen hochdichten Bauweisen und der zunehmenden Chemisierung der Baustoffe nimmt die Belastung der Raumluft mit Schadstoffen und Allergenen immer mehr zu.Auch in natürlichen Bauprodukten können Schadstoffe enthalten sein. Grob- und Feinstaub, Schimmelpilzsporen und Milben zählen zu den häufigsten Allergenen. Hinzu kommen Schadstoffe in den Baustoffen wie zum Beispiel Mineralfasern. Auch leichtflüchtige Schadstoffe können zu Allergien führen. Dazu gehören beispielsweise Lösemittel in Farben und Lacken und Formaldehyd in Holzwerkstoffen. Schließlich gibt es schwerflüchtige Schadstoffe, zu denen unter anderem Holzschutzmittel, Weichmacher und organische Verbindungen wie PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) und PCB (Polychlorierte Biphenyle) gehören. Alle zusammen bilden einen Raumluftcocktail, der die Gesundheit von Allergikern, wie auch von Nichtallergikern untergräbt.
Vermeidung von Allergenen
Für Allergiker ist eine von Allergenen weitgehend freie Umgebung das Ziel wohngesunden Bauens. Auf der Grundlage einer eingehenden ärztlichen Anamnese des Allergikers kann ein allergikerfreundliches Haus geplant werden. So sollten Pollenallergiker bereits bei der Grundstücksauswahl darauf achten, dass sich möglichst keine allergieauslösenden Pflanzen in der Nähe befinden. Jeder Betroffene weiß am besten, was ihn besonders beeinträchtigt. Das können spezielle Gräser, Birken oder auch Haselnußsträucher sein. Im Eingangsbereich lässt sich ein spezieller „Schleusenraum“ vorsehen, damit die Pollen nicht in den Wohnraum gelangen. Das muss bei der Planung beachtet werden. Hausstauballergiker planen am besten eine zentrale Staubsaugeranlage ein, die den Staub gründlicher entfernt als herkömmliche Staubsauger. Die Kondensation der Raumluftfeuchtigkeit auf den Innenwandoberflächen kann durch eine wärmebrückenminimierte Planung vermieden werden. Das beugt dem Wachstum von Schimmelpilzen vor. Allergene gasen aus den Baustoffen aus oder gelangen als Staub in die Innenraumluft. Deshalb sind vor allem Dämmstoffe luftdicht einzubauen, damit der darin enthaltene Feinstaub nicht in den Innenraum eindringen kann.
Die Allergene in den Baustoffen lassen sich durch die Auswahl natürlicher, möglichst chemisch unbehandelter Baustoffe vermeiden. Für den Innenbereich sind allergikergeeignete Putze, Lehm-und Kalkputze sowie allergiegeteste Farben und Naturfarben empfehlenswert. Ebenso lösemittelfreie Farben und Lacke. Aber auch Naturmaterialien können Allergieauslöser enthalten, wie Terpene in unbehandeltem Kiefernholz oder Caseine in Naturfarben. Eine gute Orientierungshilfe bei der Baustoffauswahl geben die Prüfzeichen von natureplus, vom eco-Institut, vom Umweltbundesamt (Blauer Engel) und vom TÜV-NORD.
Hausstauballergie und Heizung
Wer unter einer Hausstauballergie leidet ist gut beraten, in einer weitgehend staubfreien Umgebung zu leben. Heizungen mit hohem Strahlungswärmeanteil verringern im Gegensatz zu Radiatoren die Luftbewegung im Raum und damit die Staubaufwirbelung. Flächenheizungen erfüllen dieses Kriterium und sind daher für Hausstaub- und Schimmelpilzallergiker die beste Wahl. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn bei Fußbodenheizungen kann es zu schlagartigen Luftaufwirbelungen („Zimmertaifun“) kommen. Verursacht wird das durch eine Temperaturdifferenz zwischen den Luftschichten am Fußboden und in Kopfhöhe. Naßgewischte, staubarme Parkett- und Fliesenbeläge verursachen geringere Probleme. Viel Staub kann aufgewirbelt werden, wenn großflächig Teppiche über der Fußbodenheizung verlegt sind. Baubiologen empfehlen daher die Fußbodenheizung in die Wände zu verlegen (Wandheizungen) und sie wegen der behaglichen Fußwärme vorzugsweise im Bad einzubauen.
In der Altbausanierung bietet sich die Fußleistenheizung an. Hier werden spezielle Heizkörper in größer ausgelegte Fußleisten integriert. Die erwärmte Luft steigt an der Wand hoch, erwärmt diese und strahlt von der Wandoberfläche in den Raum ab.
Allergie und Lüftung
Grundsätzlich sind Wohnräume gut zu belüften, um die Raumluftfeuchte zu reduzieren und die Schadstoffbelastung der Raumluft niedrig zu halten. Für Pollenallergiker lauern die Gefahren in der frischen Außenluft. Lüftungsanlagen mit Pollenfiltern sind in diesem Fall die favorisierte Lösung der Be- und Entlüftung. Aber Achtung: die Luftfilter (vorzugsweise HEPA-Filter) und die Luftkanäle sind regelmäßig zu warten, damit die Anlage gut funktioniert.Wer seine Gesundheit nicht alleine der Lüftungstechnik anvertrauen möchte, kann zusätzlich offenporige Baustoffe im Innenraum verwenden, die die Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Lehmputz beispielsweise wirkt besonders ausgleichend auf die Raumluftfeuchte, bindet Schadstoffe und trägt durch seinen angenehmen Geruch zum Wohlbefinden bei.
Weniger Risiko durch Messtechnik
Mittels Messtechnik können die belastenden Substanzen erkannt werden.
In Zusammenarbeit mit einem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker werden vernünftige Sanierungsvorschläge für Allergiker erarbeitet. Der Austausch der emittierenden Materialien ist immer die beste Sanierungslösung. Oder man packt sie so dicht ein, dass sie nicht mehr in den Innenraum gelangen können.
Im Extremfall kann ein allergenbelastetes Haus für den betroffenen Allergiker unbewohnbar sein. Solchen Risiken kann beim Erwerb einer Immobilie mit einem Schadstoff-Check vorgebeugt werden, den die BSB Service GmbH, ein Tochterunternehmen des Bauherrenschutzbund e.V., anbietet. Viele Anregungen zum Thema finden Interessenten auch in der BSB-Publikation „Schadstoffratgeber: Gesund Wohnen – Schadstoffe erkennen und vermeiden“. Die Broschüre kann auf der Internetseite des BSB www.bsb-ev.de bestellt werden.
Beratungs- und Informationsstellen
- Bauherren-Schutzbund e.V. (Bauberatung und Schadstoff-Check)
- Institut für Bauforschung e.V.
- Sentinel Haus Institut (wohngesunde Baukonzepte)
- Institut für Umwelt und Gesundheit IUG (Allergiker-gerechtes Ökohaus)
- Umweltbundesamt (Broschüre „Schadstoffe und Gerüche bestimmen und vermeiden“)
- Institut für Baubiologie IBN
- baubiologische Beratungsstellen (IBN)
- ökologischer Baustoffhandel
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