Heute erfreut sich der Bungalow, vor allem aufgrund der sich wandelnden demographischen Lage in Deutschland, sowohl unter privaten Käufern und Bauherren als auch Kapitalanlegern neuer Beliebtheit. Zu verdanken ist das einer stetig wachsenden, doch noch weitestgehend vernachlässigten Zielgruppe: Den die Zahl der potentiellen Immobilienkäufern und Menschen, die ein Haus bauen, über 50 nimmt von Jahr zu Jahr zu. Der Immobilienmarkt jedoch berücksichtigt ihre Bedürfnisse nur am Rande. Gemäß der aktuellen Zahlen der Bundesregierung könnten in 30 Jahren annähernd acht Millionen Deutsche älter als 80 Jahre sein. Das wären doppelt so viele Menschen wie gegenwärtig. Immer mehr von ihnen suchen dabei nach Möglichkeiten, den Lebensabend im eigenen, barrierefreien und komfortablen Haus zu verbringen. Gemäß einer Umfrage der Allianz-Versicherung hat sich fast die Hälfte der Deutschen mit dem Thema „Wohnen im Alter” bereits auseinandergesetzt. Das spezifisch auf Senioren ausgerichtete Immobilienangebot bleibt dagegen noch überschaubar: Laut einer bereits 2011 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung veröffentlichten Studie besteht hier viel Nachholbedarf. Zahlreiche Wohnungen seien weder barrierearm, geschweige denn barrierefrei. Gerade für ältere Menschen besteht häufig eine erhöhte Unfallgefahr.
Das kann die Lebensqualität im Alter erheblich einschränken, denn Senioren verbringen häufig einen Großteil ihrer Zeit in der Wohnung. Außerdem handelt es sich bei einem Großteil der von ihnen genutzten Immobilien um mehrgeschossige Altbauten. Eine Umgestaltung im Sinne eines komfortablen, altersgerechten Wohnens kann sich hier schnell als sehr zeit- und kostenintensiv erweisen. Doch der zunehmende Anteil älterer Menschen in Deutschland erfordert schnelle Lösungen. Momentan gibt es bundesweit bereits einen Bedarf an 2,5 Millionen altersgerechten Wohnungen. 2020 könnten schon drei Millionen für Senioren geeignete Wohnungen benötigt werden, so die Macher der Studie aus dem Bundesministerium. Unternehmen, die im Hausbau tätig sind, haben die Problematik erkannt und bieten mit dem Bungalow als Fertighaus oder Massivhaus eine Lösung an.
Staatliche Unterstützung für altersgerechtes Wohnen
Eine interessante Alternative bietet hier ‒ wie wohl kaum eine andere Bauform ‒ der klassische, eingeschossige Bungalow. Denn dieser Haustyp kann gerade bei Senioren und gehbehinderte Menschen die Lebensqualität auf einfache Weise erheblich erhöhen. Hier können Bauherren bereits kleine Umbauarbeiten ohne großen Aufwand und zugleich kostengünstig realisieren. Dazu gehören die Angleichung der Wohnfläche auf eine schwellenfreie Ebene oder das Befestigen rutschfester Bodenbeläge. Zudem sollten aber auch die Bewegungsflächen durch Veränderungen des Grundrisses erweitert werden. Beim Bungalow lassen sich, im Vergleich zu anderen, mehrgeschossigen Bauformen, diese Arbeiten leichter umsetzen. Denn dieser bietet tendenziell bereits eine größere Baufläche auf einer Ebene. Möchten Sie einen Bungalow bauen, sollten Sie auf jeden Fall die Musterhäuser der Hausbauanbieter besuchen und sich von dem Komfort überzeugen.
Wer dabei gut plant, kann auch mit staatlicher Unterstützung rechnen: Seit dem 1. April 2009 fördert die „Kreditanstalt für Wiederaufbau” (KfW) barrierereduzierende Maßnahmen im Wohnungsbau. Dabei soll es vor allem älteren Menschen ermöglicht werden, ihr Leben in der bisher genutzten Wohnung sowie dem gewohnten soziale Umfeld ohne unnötige Erschwernisse fortsetzen zu können. Die Darlehensförderung bezieht sich in erster Linie auf Arbeiten an den Wohnungs- und Gebäudezugängen, Umbauten in der Wohnung sowie dem Umfeld. Dabei können Bauherren mit einer Fördersumme von maximal 50.000 Euro pro Wohneinheit rechnen. Der KfW-Zinssatz wird für die erste Bindungsfrist von fünf bis zehn Jahren zudem verbilligt angeboten.
Technische Mindesstandards
Voraussetzung für die staatliche Unterstützung ist die Einhaltung technischer Mindeststandards. Sie geben auch einen guten Überblick darüber, welche Kriterien zum Beispiel ein umzubauender Bungalow erfüllen sollte, um älteren Menschen eine hohe Lebensqualität garantieren zu können. Das betrifft sowohl die Wohnraumausstattung sowie unter anderem die Gestaltung von Küche, Bad, Terrassen, Balkon, Eingangsbereich und Zugangswegen. Erforderlich sind nicht allein schwellen- und stufenfreie Grundrisse, sondern auch höhenverstellbare Tische und Arbeitsplatten. Letztere erleichtern gerade Rollstuhlfahrer den Alltag wesentlich. Am wichtigsten bleibt es aber, dass ältere Menschen über genügend Bewegungsfreiheit in den eigenen vier Wänden verfügen.
Beispielsweise sollte die Fläche vor der Eingangstür mindestens 1,50 mal 1,50 Meter oder 1,40 mal 1,70 Meter betragen. Der Zugang zur Wohnung muss stufenlos, frei von Stolperfallen und möglichst beleuchtbar sein, die Türe frei von Schwellen. Ebenso sollte innerhalb der Wohnung im Türbereich ein Mindestmaß an Bewegungsfreiheit garantiert werden können. Wer Schiebetüren einrichten will, kann ebenfalls mit einer Förderung rechnen. Zu berücksichtigen ist bei der Installation unter Umständen, dass große und damit leicht übersehbare Glasflächen die Unfallgefahr erhöhen. Dafür bieten sie eine bessere Beleuchtung der Räume – gerade im Alter kann dies die Lebensqualität deutlich erhöhen. Fenstergriffe müssen dabei im Sinne des KfW-Standards in einer Höhe von 1,30 bis 1,40 Meter angebracht sein.
Ein besonderes Augenmerk sollte der Badgestaltung gewidmet werden: Denn hier droht zusätzliche Rutsch- und Unfallgefahr. Der KfW-Standard sieht eine minimale Bewegungsfläche von 1,80 und 2,20 Metern vor, unbedingt vorhanden sein sollte eine Sitzmöglichkeit. Um Platz zu gewinnen, genügt es unter Umständen, die Badewanne durch eine bodengleiche Dusche zu ersetzen. Diese sollte mit einem Duschsitz ausgerüstet werden und, ebenso wie die Toilette, über Haltegriffen verfügen. Rollstuhlfahrer benötigen ein unterfahrbares und möglichst höhenverstellbares Waschbecken. Zu beachten ist außerdem, dass eine nach außen aufschlagende Badezimmertür die Bewegungsfreiheit erhöht.
Ähnliches gilt für die Küche: Hier ist insbesondere auf Beinfreiheit unter der Spüle, eine Bewegungsfläche von 1,20 Metern zwischen den Möbeln und genügend Abstellfläche neben Spüle und Herd zu achten. Sinnvoll können zum Beispiel Rollcontainer sein. Wer sich im Alter kaum noch außerhalb der eigenen vier Wände bewegen kann, wird auch für eine Balkon oder eine Terrasse dankbar sein. Auch hier sollte es ausreichend Bewegungsfläche vorhanden sein. Damit mühelos eine freie Sicht genossen werden kann, darf die Balkonbrüstung eine Höhe von 0,60 Meter nicht überschreiten. Zusätzlich empfehlen sich Windschutzwände und Überdachungen an ‒ auch hier bietet der Bungalow gute bauliche Voraussetzungen.
Diese Investitionen machen sich nicht nur für den eigenen Wohnkomfort bezahlt. Denn sind die eigenen Räume erst einmal altersgerecht umgebaut, lassen sich aufgrund der aktuellen Nachfrage häufig zu einer guten Rendite verkaufen. Damit der eigene Bungalow für altere Menschen attraktiv wird, sollte sich in erster Linie an Kriterien wie ausreichender Bewegungsfreiheit, allseitig um- und umgehbaren Tischen, guter Erreichbarkeit der Möbel sowie nicht zu großer Deckenhöhe orientiert werden. Wer diese Aspekte ausreichend berücksichtigt, dem bleiben bei der Innen- und Außengestaltung immer noch viele Variationsmöglichkeiten. Ein Blick in die Geschichte zeigt erneut, welche Formenvielfalt die Bauform Bungalow ermöglichen kann.