Auch die beste Wärmedämmung kann nicht verhindern, dass jede Gebäudehülle Wärme verliert. Besonders im Winter müssen bewohnte Häuser deshalb beheizt werden, um die an die Umgebung abgegebene Wärme wieder zu ersetzen. Woher diese Wärme kommt, ist erst einmal egal. Aktives Heizen durch das Verbrennen von Gas, Öl oder Holz ist eine Möglichkeit. Auch eine Wärmepumpe kann die notwendige Wärmezufuhr sichern, in dem durch Verdichtung einer Trägerflüssigkeit aufgenommene Umweltwärme auf ein höheres Temperaturniveau gepumpt wird. Solarthermische Kollektorfelder fangen die Sonnenwärme ein, die wir zur Heizungsunterstützung einsetzen können. Auch ohne die heizungstechnischen Möglichkeiten lässt sich Wärme ins Haus holen, so durch große zur Sonne ausgerichtete Fensterflächen.
Zwei Seiten einer Medaille
In einem gut gedämmten Haus kann an kalten Tagen die Kraft der Sonne viel bewirken. Vorausgesetzt das Haus ist entsprechend geplant und gebaut worden. In den Übergangsmonaten des Jahres führt die Sonneneinstrahlung durch die Fenster vielleicht sogar dazu, dass die Heizung an sonnigen Tagen ganz ausgeschaltet bleiben kann. Das schont den Geldbeutel und verlängert die Lebensdauer des Wärmeerzeugers. Allerdings hat jede Medaille zwei Seiten. Was uns an kalten Tagen freut, kann im Sommer zum Problem werden. Die dann im Überfluss zu Verfügung stehende Sonnenwärme möchte man lieber nicht im Haus haben.
Sommerlicher Wärmeschutz muss nachgewiesen werden
Auch die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) nimmt darauf Bezug. Sie schreibt vor Wohngebäude so zu errichten, dass die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz eingehalten werden. Das ist nachzuweisen. In einem normierten Simulationsverfahren oder durch eine Berechnung mit standardisierten Klimadaten werden für jeden Raum die Sonneneintragswerte bestimmt. Mit den ermittelten Werten ist es dann möglich, in Abhängigkeit von Fenster- und Zimmergröße sowie dessen Ausrichtung zur Sonne die Auswirkungen zu betrachtet. Das Ergebnis der Berechnung (oder Simulation) sagt für jedes Zimmer aus, ob und wenn ja, in welchem Umfang zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung des Sonneneintrags notwendig sind. Vereinfacht gesagt: in den meisten südlich ausgerichteten Zimmern sind Sonnenschutzmaßnahmen notwendig. Je größer dort die Fensterfläche ist (oder je kleiner das Zimmer dahinter), desto wichtiger wird ein außenliegender sonnenschutz wie etwa eine Senkrechtmarkise, ein Fensterladen oder ein Rollladen.
Bereits Grundstückswahl stellt Weichen
Es gibt viele Möglichkeiten, das Notwendige für den sommerlichen Wärmeschutz zu tun. Bereits bei der Wahl des Grundstücks sollten private Bauherren einiges berücksichtigen. Eine große Rolle spielt zum Beispiel, welche Himmelsausrichtung das Haus auf dem Grundstück einnehmen kann. Wir wollen viel Licht in der Wohnung, und auch aus energetischen Gesichtspunkten bevorzugen wir die Südausrichtung. Eng verbunden damit ist die Frage, wie in Übereinstimmung mit der geplanten Gartennutzung die Zimmer im Erdgeschoss sinnvoll angeordnet werden können. Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Lage des Eingangs, der Garage und der Zuwegung zum Haus. Auch natürliche Gegebenheiten können Bedeutung erlangen, so etwa vorhandener Baumbestand. Laubbäume schützen im Sommer das Haus vor Wärme und im Winter lassen sie die Sonne durch das kahle Geäst herein.
Sommerlicher Wärmeschutz und Gebäudeplanung
Überlegungen zum sommerlichen Wärmeschutz sind frühzeitig in die Planung des Gebäudes einzubeziehen.
Wichtig ist dabei zuerst, sich den unterschiedlichen Lauf der Sonne im Sommer gegenüber dem im Winter zunutze zu machen. Im Winter zieht die Sonne eher flach über den Himmel, im Sommer zirkelt sie hoch über das Firmament. So können größere Dachüberstände, Vordächer oder Balkone über südlich gelegenen Fenstern für eine ausreichende Verschattung sorgen und gleichermaßen die im Winter willkommenen Wärmestrahlen herein lassen. Es gibt zudem Beispiele für Konstruktionen, die solarthermische Kollektorfelder oder Photovoltaik-Paneele in die Gebäudeplanung mit einbeziehen und auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Wärmestrahlen der hochstehenden Sonne werden abgehalten und gleichzeitig zur Produktion von elektrischer Energie oder zur Einspeisung in die Warmwasserversorgung genutzt. Solche Maßnahmen wirken sich jedoch auf das Erscheinungsbild eines Hauses aus und sollten wohl überlegt geplant werden. Außerdem müssen sie baukonstruktiv berücksichtigt werden.
Rollläden, Markisen und Co
Bewegliche Schutzmaßnahmen wie Rollläden, Fensterläden, Lamellen-Jalousien oder ausfahrbare Senkrecht-Markisen direkt am Fenster werden sinnvollerweise außenseitig angebracht. Doch auch diese baulichen Lösungen müssen rechtzeitig vor dem Hausbau bedacht werden. Die Größe der Rohbauöffnungen für die Fenster und der entsprechende Fassadenanschluss sind bei Rollladenkästen zu berücksichtigen. Außenseitige Markisen müssen ihre Lasten in die tragende Außenwand übertragen können, vor allem, wenn sie weit ausladen. Auch die Befestigungspunkte für Fensterläden können möglicherweise nicht ohne weiteres durch ein Wärmedämmverbundsystem hindurch gedübelt werden.
Rollos oder Vorhänge zweitbeste Lösung
Auch innen vor den Fenstern angebrachte Rollos, Jalousien oder Vorhängen können Schutz vor der Sonne bieten. Dieser ist aber weniger wirksam als bei außenliegenden Verschattungen. Ist die Wärme erst einmal durch die Fenster hereingedrungen, entfaltet sie schon hinter innenliegenden Rollos, Jalousien oder Vorhängen im Sommer ihre negative Wirkung. Sollten jedoch nur innenliegende Schutzmaßnahmen möglich sein, empfiehlt es sich, die der Sonne zugewandte Gebäudefassade hell oder sogar reflektierend auszubilden.
Sonnenschutzverglasung mit Für und Wider
Die Industrie bietet auch Sonnenschutzverglasungen mit einem geringeren Wärmedurchlassgrad an. Allerdings ist diesen Gläsern eigen, dass sie nicht nur die Sonnenwärme in entsprechendem Maße abhalten, sondern auch insgesamt weniger Licht hereinlassen. Das mag im Sommer willkommen sein, im Winter jedoch wirkt es sich eher negativ auf die Helligkeit der Zimmer mit derart ausgestatteten Fenstern aus.
Um sich hierzu selber ein Bild machen zu können, ist es empfehlenswert, sich ein mit solchen Fenstern ausgestattetes Zimmer einmal anzuschauen und mit dem Lichtempfinden bei geöffneten Fenstern zu vergleichen.
Sommerlichen Wärmeschutz im Bauvertrag verankern
Es sollte vertraglich vereinbart werden, dass Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz vom Vertragspartner ausgeführt werden, wenn die Notwendigkeit dafür besteht. Ebenso muss die frühzeitige Übergabe der Berechnung zum sommerlichen Wärmeschutz Teil der vereinbarten Leistung sein. Bauherren sollten daran denken, diese Berechnungen durch einen Fachmann auf Plausibilität überprüfen zu lassen.
Die zum Tragen kommenden Schutzvorrichtungen sind in der Bau- und Leistungsbeschreibung eindeutig zu definieren, bis hin zu deren produktgenauer Bezeichnung.
Es sollte auch die Möglichkeit der Bemusterung bestehen, denn Rollläden, Fensterläden, Lamellenjalousien oder Senkrechtmarkisen beeinflussen das Aussehen des Hauses erheblich.
Zu vereinbaren ist auch, wie die Sonnenschutzvorrichtungen betätigt werden sollen. Mit motorischen Steuerungen – am besten mit Zentralfunktion – ersparen sich die künftigen Bewohner das lästige Kurbeln.
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