Bauherreninterview

Bauherrentagebuch – Nachgehakt

Im Sommer ist die überdachte Terrasse mit Blick in den Garten der Lieblingsplatz der Wusowskis.
Im Sommer ist die überdachte Terrasse mit Blick in den Garten der Lieblingsplatz der Wusowskis.

Im Juli 2013 war das in Massivbauweise errichtete Haus der Familie Wusowski in Brieselang bei Berlin von einem ortsansässigen Bauunternehmen fertiggestellt. Da ihnen von Anfang an klar war, dass sie nicht ohne fachmännische Unterstützung bauen wollten, suchten sie bereits vor dem Grundstückskauf Expertenhilfe und fanden sie bei der Verbraucherschutzorganisation Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB). Der BSB begleitete ihren Bau nicht nur in bautechnischer und rechtlicher Hinsicht, sondern auch in Wort und Bild. Zwei Jahre später haken wir nach und wollen wissen, ob sich ihre Erwartungen erfüllt haben. 

Vom Bauherrn zum Hausherrn

Die Stadtvilla weicht sowohl in Größe als auch Energieeffizienz deutlich vom Standard ab. Die Bauherren hatten sich von vornherein für ein großzügigeres Raumangebot und ein KfW-Effizienzhaus 55 entschieden, um in den Genuss der dafür gewährten Förderung zu kommen. Vor knapp zwei Jahren sind die Bau- nun Hausherren geworden. Was bis dahin  „Ansichtssache“ war, konnte jetzt erprobt und erlebt werden. Das Bestehende wird gemessen am Erhofften und Erwarteten.

Die Küche mit fließendem Übergang in den Wohnbereich gibt dem Raum  Gemütlichkeit und  Großzügigkeit, so dass er der bevorzugte Treffpunkt im Haus ist.
Die Küche mit fließendem Übergang in den Wohnbereich gibt dem Raum
Gemütlichkeit und Großzügigkeit, so dass er der bevorzugte Treffpunkt im Haus ist.

Klar war den Wusowskis, dass sie nach dem Einzug die Hände nicht in den Schoß legen konnten. Denn der Slogan „Einmal Bauherr – immer Bauherr“ enthält mehr als ein Körnchen Wahrheit. Zunächst einmal galt es, sich als Hausherr den kritischen Blick des Bauherrn zu bewahren. Zu überprüfen war zunächst, ob die Baufirma ihre vertraglichen Verpflichtungen erfüllt hatte. Funktionierte das Haus wie geplant oder ergaben sich bereits Gewährleistungsansprüche gegenüber den beteiligten Firmen? Für die Betriebskosten spielt zum Beispiel die energetische Bilanz eine wichtige Rolle. Erfüllt die Wärmepumpe die in sie gesetzten Erwartungen?

Auch das Gefühl der Vertrautheit mit dem eigenen Heim stellt sich nicht automatisch ein. Viele Überlegungen und Handgriffe sind nötig, um eine emotionale Beziehung zur Wohnwelt aufzubauen und seinen Lieblingsplatz zu finden. 

All das hat Familie Wusowski durchlebt. In zwei Jahren hat sie eine Fülle von Ideen verwirklicht und Erfahrungen gesammelt, die in die Einschätzung münden: Wir fühlen uns wohl.

Nacharbeiten nach der Abnahme

Insbesondere im Winter ist die offene Küche für den Hausherrn der Lieblingsaufenthaltsplatz.
Insbesondere im Winter ist die offene Küche für den Hausherrn der Lieblingsaufenthaltsplatz.

Vor dem Einzug steht die Bauabnahme, die  unter Beteiligung von Bauherren, Bauherrenberater und Bauleitung stattfindet und nicht nur für das spätere Wohnerlebnis entscheidende Bedeutung besitzt, sondern bei nachträglich auftretenden Mängeln die Beweislast vom Bauherr zu erbringen ist. Was dabei übersehen und nicht beanstandet wird, beeinträchtigt über kurz oder lang das Wohlgefühl. Die Wusowskis haben gemeinsam mit ihrem Bauherrenberater genau hingeschaut und waren bis auf eine Reihe von geringfügigen Mängeln zufrieden. „Am Schornstein mussten Unterspannbahn und Leisten um die Dachluke verklebt werden. Die Duschwand im Erdgeschoss fehlte. Da keine Standardtrennwand passte, wurde sie angefertigt. Auch die Außenanlagen waren weitgehend fertig.  Die Funktionsprobe für die Abwasserabführung konnte nicht stattfinden, weil der Abwasseranschluss fehlte“, resümierten die Bauherren.

Alle im Abnahmeprotokoll vermerkten Mängel und Beanstandungen wurden bis zum Umzug, der eine Woche später stattfand, behoben, wonach auch der Befehl „Abwasser marsch“ gegeben werden konnte. Eine offene, von den Bauherren beanstandete Position blieb die vollständige Übergabe von Nachweisen durch die Baufirma.

Wohnpraxis führt zu neuen Ideen

Das Bad vereint eine Fülle von Funktionsbereichen. Etwas intelligenter hätte sich die Hausherrin im Nachhinein die Anordnung der Funktionselemente gewünscht.
Das Bad vereint eine Fülle von Funktionsbereichen. Etwas intelligenter hätte sich die Hausherrin im Nachhinein die Anordnung der Funktionselemente gewünscht.

Familie Wusowski hat von ihrem Haus Besitz ergriffen und sich von den Wohnbedingungen inspirieren lassen. Sie machte die Feststellung, dass Wohnen ein kreativer Prozess ist, der zu neuen Ansprüchen und Erkenntnissen führt, die von den ursprünglichen Vorstellungen abweichen. So hatte die beauftragte Baufirma den Wusowskis die Möglichkeit eingeräumte, nach der Bemusterung die Badplanung noch einmal zu überdenken, wovon die Bauherren Gebrauch machten. Das ist durchaus nicht üblich. In den meisten Fällen setzt die Bemusterung in Ausstattungsfragen den Schlusspunkt. Doch auch im zweiten Anlauf fiel die Entscheidung zu Gunsten einer Badewanne, die aus heutiger Sicht zu klein dimensioniert ist. „Im Nachhinein wissen wir, dass wir uns von vornherein für ein größeres Modell hätten entscheiden sollen. Außerdem fehlt mir im Bad ein wenig Pfiff, was die Anordnung der Funktionselemente betrifft. Denkbar gewesen wäre beispielsweise ein verstecktes WC oder eine raffiniertere Duschecke “, so die Bauherrin. „Ebenso hatten wir übersehen, dass in der Planung der Elektroanlagen die Markisen nicht enthalten waren. Bei der nachträglichen Planung und Bestellung gab es jedoch keine Probleme“. Mit der Konzipierung und Ausführung der Küche sind die Neu-Brieselanger vollauf zufrieden. Allerdings erweist sich die Spüle als sehr schmutzempfindlich, was bei der Bemusterung ohne „Probelauf“ nicht festzustellen war.

Neue Grundrissideen

Die Frage, ob die Planung vom Grundsatz her richtig gewesen sei und die Erwartungen erfüllt habe, bejahen die Hausherren, räumen aber ein, dass sie aus heutiger Sicht Korrekturen vornehmen würden. Das betrifft zum Beispiel die Aufteilung von Wohnen und Schlafen. Beide Funktionen im Erdgeschoss zu vereinen, würde sich in späteren Jahre sicher auszahlen. Außerdem wäre es auch sinnvoll gewesen, den Anbau statt ein- zweistöckig auszuführen, um im Bauablauf schneller voranzukommen. Um zunächst die Außenwand des Hauses zu dämmen, musste ein Gerüst gestellt werden. Dadurch konnte das Anbau-Dach nicht gedeckt werden und stand längere Zeit offen, weshalb der Innenausbau warten musste. Auch der Aufstellort der Garage ist aus heutiger Sicht nicht mehr erste Wahl, und mehr Platz vor dem Haus wäre auch nicht zu verachten. „ Bei unserem Eckgrundstück wäre es eine Option gewesen, zwei Einfahrten vorzusehen“, ergänzt Stefan Wusowski.

Erfahrungen mit der Fußbodenheizung

Zwar hatte der Monteur die Einweisung vorgenommen, aber  es blieben Fragen. Zum Beispiel: Wie wird von Heizung auf Kühlung umgestellt? Die Wartungsfirma hatte die Antwort parat.
Zwar hatte der Monteur die Einweisung vorgenommen, aber es blieben Fragen. Zum Beispiel: Wie wird von Heizung auf Kühlung umgestellt? Die Wartungsfirma hatte die Antwort parat.

Das KfW-Effizienzhaus 55 verlangte den Einsatz zeitgemäßer Heizungstechnik. Die Entscheidung fiel zu Gunsten einer Wärmepumpe in Verbindung mit Fußbodenheizung im  ganzen Haus. Während die Bauherren mit der Wärmepumpe „Neuland“ betraten, verfügten sie in Sachen Fußbodenheizung  über reichlich Erfahrung, hatten sie doch ihre Vorzüge schon in der früheren Wohnung kennengelernt. Sie verlangt eine niedrige Vorlauftemperatur und kommt ohne störende Heizkörper aus. Allerdings ist Fußbodenheizung nicht gleich Fußbodenheizung, sondern muss den örtlichen Gegebenheiten und konkreten Wohnbedingungen angepasst werden. Dazu reicht allein die vereinbarte Einweisung nicht. Deshalb hatten sich Bauherren und zuständige Firma darauf geeinigt, beim Betrieb auftretende Fragen im direkten Dialog zu klären.

„Die richtige Einstellung der Fußbodenheizung für den Winter muss sich noch einspielen. Im ersten Winter war es uns in Obergeschoss zu warm. Es darf aber auch nicht passieren, dass der Fußboden zu sehr abkühlt. Für unsere Katzen lassen wir meistens die Türen offen, und die warme Luft strömt nach oben. Auch die Sommerkühlung müssen wir überprüfen und gegebenenfalls anpassen“, war zu hören.

Einweisung und Umgang mit der Wärmepumpe

Auf die Frage nach Umfang und Ergebnis der Einweisung zur Wärmepumpe lässt der Bauherr durchblicken, dass ihm aufgrund seines technischen Verständnisses die Bedienungsanweisung keine Probleme bereitet, sich beim Betrieb allerdings Fragen stellen. Bei der Einweisung hatte der Monteur zwar im Grundsatz Funktion und Bedienung erklärt, war aber darauf, wie im praktischen Umgang auf  Kühlbetrieb umgestellt wird oder wie empfindlich Raumregler sind und was damit gesteuert wird,  nicht eingegangenen. „All diese Fragen haben wir der ausführenden Firma im Nachhinein gestellt. Zugleich haben wir auch einen Wartungsvertrag abgeschlossen, der einen 24 h Notdienst und eine jährliche Wartung /Kontrolle beinhaltet“. Der Fachmann kommt einmal im Jahr ins Haus und führt eine allgemeine Kontrolle durch, die unter anderem Wasserdruckmessung und Fehlermeldungen der Pumpe oder vom Hauseigentümer festgestellte Auffälligkeiten beinhaltet. Beispielsweise hatte im ersten Jahr ein Wasserventil Geräusche beim Warmwasserverbrauch verursacht.  

„Inwieweit die Wärmepumpe die Leistung bringt, die sie bringen soll, kann ich nicht beurteilen. Dazu gehören bei dieser Technik Spezialkenntnisse und Erfahrungen “, meint Stefan Wusowski.

Aktuelle Betriebsdaten der Wärmepumpe können vom Nutzer leicht abgelesen werden.
Aktuelle Betriebsdaten der Wärmepumpe können vom Nutzer leicht abgelesen werden.

Bauherrenberaterin Carola Giertz ist der Auffassung, dass nach einem Jahr der reale Energieverbrauch noch nicht festzustellen ist. Es handele sich um einen Massivbau, der erst trocken gewohnt werden müsse. Auch das Wärmedämmverbundsystem und die noch vorhandene Ausgleichfeuchte spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Haus besitzt eine Lüftungsanlage, die ebenfalls in die Bewertung eingeht. „Der endgültige Verbrauch stellt sich erst nach zwei bis drei Jahren ein“, so die Bauherrenberaterin, „davor liegt er höher“.

Um auszuschließen, dass durch eventuelle Schwachstellen der Dämmung der Energieverbrauch der Wärmepumpe negativ beeinflusst wird, kam der Bauherr auf die Idee, in den Wintermonaten noch ein Wärmebild erstellen zu lassen. Denn durch ein Wärmebild könnte auch die Energieeffizienz überprüft werden.

Der auf diesem Gebiet versierte Bauherrenberater Dipl.-Ing. Jürgen Friedrichs meinte dazu: „Verwertbare Aussagen von Infrarot-Thermografie-Aufnahmen setzen eine Temperaturdifferenz zwischen innen und außen von mindestens 10 K, besser noch 20 K voraus. Damit können auch Aufnahmen in der Übergangszeit gemacht werden. Meine Erfahrung ist aber, dass man bei Neubauten eher selten gravierende Wärmebrücken findet“. Bauherren hören das gern.

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