Mit den Kindern wachsen auch deren Ansprüche. Teenager wollen nicht mehr konsequent von den Eltern abhängig sein. Sie verlangen nach Ungebundenheit und wollen diese auch in ihrem Verständnis von Alltag und Wohnen ausleben können. Nicht immer lassen sich in diesem Kontext zufriedenstellende Lösungen für die ganze Familie schaffen.
Ausziehen, aber wohin
Spätestens mit dem Schulabschluss streben junge Erwachsene den Besitz eigenen Wohnraums an. Für viele ist dies kaum umgänglich, da sie für ihre weitere Ausbildung den Wohnort wechseln. Wer im Heimatort lernt, bekommt diese Entscheidung nicht so einfach abgenommen. Wohnraumknappheit und steigende Mietpreise lassen den Traum von den eigenen vier Wänden sehr schnell platzen und es bleibt mehr oder weniger einvernehmend beim „Hotel Mama“.
Wohnen die Eltern auf mehreren Etagen und können dem Nachwuchs Keller oder Dachboden überlassen, muss dies kein Problem sein. Viele Familien lassen sich entsprechend auf kleinere Umbaumaßnahmen ein und einigen sich auf eine angemessene Mietzahlung. Solch praktische Voraussetzungen finden jedoch die wenigsten vor. Moderne Einfamilienhäuser sind offen gehalten und bieten kaum mehr räumliche Flexibilität als große Eigentumswohnungen.
Ein Haus im Garten
Haben die Eltern jedoch einen großen Garten, kann es eine hervorragende Idee sein, ein Tiny House kaufen zu wollen. Kluge Köpfe mit den unterschiedlichsten Hintergründen haben sich Gedanken gemacht, wie sich auf engstem Raum eine komplette Wohnlandschaft integrieren lässt. Viele der gefundenen Lösungen sind relativ kostengünstig zu erwerben und lassen sich gut als Anbau auf dem eigenen Grundstück bewerkstelligen.
Sie haben bei der Planung alternativ die Wahl zwischen feststehenden oder mobilen Lösungen, Fertigteilbausätzen, Selbstkonstruktionen und aufwertenden Modellen – zum Beispiel ein praktisches Containerhaus.
Die individuelle Entscheidung kann dabei von vielen Faktoren abhängen. Zum einen spielen rechtliche Vorschriften eine bedeutende Rolle und zum anderen kann ein planender Blick in die Zukunft hilfreich sein.
Informieren Sie sich zunächst entsprechend der rechtlichen Rahmenbedingungen.
- Was dürfen Sie auf Ihrem Grundstück umsetzen?
- Welche Form der Genehmigungen müssen Sie einholen?
- Liegen Begrenzungen bezüglich der bebaubaren Fläche vor?
- Wie viel Fläche können Sie erübrigen?
- Ist der Untergrund entsprechend für Ihr Bauvorhaben geeignet?
Bei Privatbesitz unabhängig vom eigenen Wohnort:
- Ist das Grundstück erschlossen?
- Darf es bebaut werden?
- Wie kann der Zugang zu Strom und Wasser gewährleistet werden?
- Wie zugänglich ist das Grundstück?
- Sind sie alleiniger Nutzer oder müssen die Belange dritter berücksichtigt werden?
Ist Ihnen Ihr möglicher Handlungsrahmen bekannt, können Sie gemeinsam mit dem zukünftigen Bewohner Vorstellungen zur Ausgestaltung des Projektes ermitteln.
- Welche Möbel müssen zwangsläufig vorhanden sein?
- Wird ein vollständiges Duschbad notwendig werden?
- Können vorhandene Anschlüsse genutzt werden?
- Soll ein Kochbereich eingebaut werden?
- Wie viel Platz muss die Schlafstelle bieten?
- Wie können adäquate Temperaturen zu allen Jahreszeiten erreicht werden?
- Wie viel Stauraum muss das Tiny House bieten?
- Welche weitere Verwendungen macht der Alltag des Bewohners notwendig?(Desktoparbeitsplatz, Werkbank, Zeichenpult oder große Küchenarbeitsfläche)
- Wie können Kompromisse in der Raumnutzung diese Anforderungen möglichst umfangreich abdecken?
Während Sie konkrete Lösungen bedenken, sollten Sie auch schon die spätere Nutzung der Miniimmobilie im Hinterkopf haben.
- Wollen Sie den Raum mobil einsetzen können und eventuell transportfähig gestalten?
- Was für ein Raum wird daraus, wenn das Kind weiterzieht? (Gästezimmer, Hobbyraum, Ferienwohnung, Sportstudio)
Diesen Überlegungen liegen natürlich grundsätzlich Ihre finanziellen Möglichkeiten und ein gewisses praktisches Geschick zugrunde. Ein effektiv gestaltetes Tiny House verlangt generell nach einer ausführlichen Planungsphase. Ziel ist immer die Reduzierung auf das Wesentlichste. Der Vorteil der allgemeinen Wohnungsknappheit besteht darin, dass der Markt entsprechend viele flexible Einrichtungsgegenstände bietet.
Raumsparlösungen
Wahrscheinlich werden Sie im Familiengespräch zunächst klären, wie viel Selbstständigkeit Sie ihrem Kind zugestehen können. Maximal wird es selbst kochen können, ein eigenes Bad besitzen, einen Platz zum Schlafen und Erholen haben und ungestört lernen können.
Raumsparend Kochen: In kleinen Küchen können Sie sich mit zahllosen vorgefertigten Lösungen behelfen. Viele Miniaturküchenzeilen sind bereits mit Kühlwürfeln, halbgroßen Waschbecken, Einzelkochplatten und klappbaren Arbeitsflächen ausgestattet. Verzichten Sie auf wuchtige Elektrogeräte und versuchen Sie stattdessen effektive Kombigeräte zu nutzen. Ein Mikrowellenofen mit Backfunktion ist unter anderem sehr praktisch. Geschirr für ein oder zwei Personen kann sehr gut von Hand gespült werden.
Ein kleines Bad: Vermutlich genügt ein einzelnes Waschbecken für das komplette Haus. Zusätzlich ist ein abgegrenzter Bereich mit einfacher Duschkabine und zweckmäßiger Toilette absolut wünschenswert. Wäsche kann einmal die Woche gut im Haupthaus gewaschen werden. Die Toilette kann eventuell die Abwasserversorgung des Haupthauses mit nutzen. Ansonsten sind umweltfreundliche Trenntoiletten eine sinnvolle Alternative.
Schlaf und Erholung: Auf engstem Raum werden kaum Sofa und Bett unterkommen. Schaffen Sie hier Kombilösungen. Ausziehbare Sitzmöbel oder intelligent gestaltete Betten können neben Etagenvarianten gute Ideen sein, die die Gemütlichkeit nicht mehr als dringend notwendig begrenzen. Nutzen Sie in jedem Fall begehbare Dächer und freie Wände so effektiv wie möglich aus. Kann das Dach zur Schlafkabine erweitert werden? Tragen die Wände Bildschirme oder TV-Geräte?
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Arbeitsbereich: Arbeitsbereiche sollten von Erholungszonen getrennt werden können, um außerhalb der Arbeitszeiten einen maximalen Entspannungseffekt zu erreichen. Ist dies räumlich nicht möglich, sorgen Sie am besten dafür, dass Ihr Arbeitsmaterial nach getaner Arbeit aus ihrem Sichtfeld verschwindet.
Im Tiny House können Sie sich durch geschlossene Regalschränke und eingeklappte Arbeitsplatten behelfen. Verwenden Sie eventuell Regale in halber Breite, die zwar ihr Material tragen, aber nicht zu viel Raum einnehmen. Nutzen Sie auch hier Geräte gekoppelt. Sie benötigen keinen Fernsehapparat, wenn Sie einen Monitor besitzen.
Stauraum: Für Kleidung und Gegenstände des täglichen Bedarfs gilt es, übersichtlichen Stauraum zu schaffen. Hier kann das ehemalige Kinderzimmer im Haupthaus sicherlich als Speicher für selten verwendetes Eigentum herhalten. An sich sollte sich der Bewohner eines Tiny Houses jedoch einen gesunden Minimalismus zu eigen machen. Kleine Räume neigen schon durch geringfügiges Chaos zur Unübersichtlichkeit. Versuchen Sie, diesem Effekt schlicht durch wenig Material und geschlossene Schränke von vornherein entgegenzuwirken.
Raumillusion: Um ein Gefühl der räumlichen Enge zu zerstreuen, können Sie sich mit großen Fensterflächen, Spiegeln und kalten Wandanstrichen behelfen. Gut platzierte Fensterflächen in Kombination mit effektiv gesetzten Beleuchtungsanlagen sorgen zusätzlich für ein Gefühl größerer Freiheit.
Ein kleines Haus als großer Schritt
So wird ein kleiner Anbau schnell zu einem richtigen zu Hause, dass einen schönen Zwischenschritt von der elterlichen Versorgung zur Selbstständigkeit ermöglicht. Anders als bezogen auf ein überteuertes Studentenapartment ist die entsprechende Investition gut angelegt, da die Räumlichkeiten der Familie im Nachhinein weiterhin zur Verfügung stehen und später sogar durch Vermietung gewinnbringend eingesetzt werden können. Die Idee benötigt nicht viel Raum, sodass der Kreis potenzieller Nachahmer relativ groß sein dürfte, zumal die individuelle Ausgestaltung sehr kreativ erfolgen kann.
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