Hausbau-Tipps

Werbeprospekte von Hausanbietern – was drin steht und was nicht

Bauherren imBeratungsgespräch © goodluz / Fotolia
Bauherren imBeratungsgespräch © goodluz / Fotolia

Für private Bauherren ist es schwer die Werbeflut zu durchschauen, mit Werbeprospekten richtig umzugehen, Hausangebote auszuwerten und die Entscheidung für den richtigen Baupartner zu treffen. Der Bauherren-Schutzbund bietet dabei unabhängigen Expertenrat.

Werbeprospekte haben keinen einheitlichen Standard

Hausanbieter verfolgen unterschiedliche Werbestrategien, um sich am Markt zu präsentieren und potenzielle Kunden anzusprechen. Jedes Unternehmen ist frei in seiner Entscheidung, in welcher Art es wirbt, solange es die gesetzlichen Rahmenbedingungen einhält, keinen unlauteren Wettbewerb betreibt, die Preisabgabenverordnung einhält und Verbraucher nicht falsch informiert oder gar täuscht. Das Spektrum der Werbeprospekte reicht von klassischen Imageprospekten, der Präsentation kompletter Programme mit verschiedenen Haustypen, der Vorstellung ausgewählter Architektenhäuser bis zu Leistungsangeboten. Der Informationsgehalt ist sehr unterschiedlich und mancher Werbeprospekt liefert  mehr Fragen als Antworten.

Prospektsammler ohne eigenen „Bauplan“ sind gefährdet

Wer kennt das nicht. Nach einem Besuch einer Eigenheimmesse oder von Musterhäusern stapeln sich im Wohnzimmer die Werbeprospekte. Garantiert findet man in fast jedem Hausprospekt ein auf den ersten Blick interessantes Hausangebot – sei es der geeignete Grundriss und das optimale Raumprogramm oder die Architektur des Hauses. Häufig wächst mit der Anzahl der Prospekte jedoch die Unsicherheit, welches Haus man bauen möchte. Daran ist aber nicht die Werbung schuld, sondern die fehlende eigene Vorstellung. Nichts spricht dagegen, einen Blick in Werbeprospekte zu werfen, sich Anregungen zu holen und potenzielle Baupartner kennenzulernen. Aber die Entscheidung, was und wie man bauen will, kann den Bauinteressenten niemand abnehmen. Bevor man viele Werbeprospekte studiert, Messen und Musterhäuser besucht ist es deshalb wichtig, Familienrat zu halten und sich selbst konkrete Vorstellungen für die eigenen „vier Wände“ zu erarbeiten.  Es lohnt sich dazu einen Katalog zu erstellen und nach Antworten auf wichtige Fragen zu suchen. Entscheidend ist: Wer soll in das neue Haus einziehen und was ergibt sich daraus? Was für ein Haus soll es sein – mit oder ohne Keller? Wie viel darf es kosten? Wie ist das Grundstück bebaubar? Welche Außenmaße und welchen Grundriss soll das Haus haben? Was für eine Raumaufteilung wird gewünscht und welche Wohnfläche wird benötigt? Soll es ein Fertighaus sein oder soll das Haus in konventioneller Bauweise gebaut werden? Welche Baustoffe werden bevorzugt? Welche Erwartungen gibt es an den energetischen Standard und an die Gebäudetechnik? Bauinteressenten mit einem eigenen „Bauplan“ können nicht nur erfolgreich mit  Werbeprospekten umgehen und zielgerichtet Werbeangebote auswerten, sondern auch in Gesprächen mit Verkäufern von Hausanbietern – gleich ob am Messestand oder im Musterhaus – verdeutlichen, welche Vorstellungen vom eigenen Haus sie haben und konkrete Fragen stellen.

Werbeprospekte ersetzen kein Hausangebot

Werbeprospekte können weder den „Bauplan“  für das eigene Haus bieten noch den Bauherren die Entscheidung abnehmen, welches Haus mit welchem Baupartner gebaut werden soll. Ein Hausprospekt ist „nur“ Werbung, liefert keine ausreichenden Informationen für eine fundierte Entscheidung und ist kein Vertragsangebot. Nach einer gründlichen Vorauswahl steht jeder Bauherr vor der Frage,  gezielt Hausangebote auszuwählen. Empfehlenswert ist – das zeigt die Beratungspraxis – sich Angebote von mehreren Hausbaufirmen einzuholen. Dabei agieren jene Bauherren besonders erfolgreich, die den „Bauplan“ mit den konkreten Vorstellungen zum Haus schriftlich zusammenfassen, möglicherweise eine neutrale Grundrissvariante aus einem Prospekt mit der Kennzeichnung der konkreten Wünsche als Erläuterung beifügen und bei mehreren Hausanbietern schriftliche Angebote anfordern. Etablierte Hausanbieter schätzen Bauherren, die wissen was sie wollen. Denn je konkreter die Vorstellungen vom eigenen Haus sind, umso konkreter und qualifizierter ist in der Regel auch das Angebot des möglichen Baupartners. Zu einem Hausangebot gehören zumindest die Grundrissvorschläge mit Bemaßung und Angaben zur Wohnfläche, die vollständige Bau- und Leistungsbeschreibung, der Bauvertrag mit allen Zusatzvereinbarungen, das Preisangebot einschließlich der Darstellung der Mehrkosten für Sonderwünsche und der Gutschriften für Eigenleistungen – getrennt nach Lohn- und Materialanteil  – mit einer Bindefrist sowie Informationen zum Hausanbieter und zum Serviceangebot. Um das Preis-/ Leistungsverhältnis realistisch einschätzen zu können, ist besonders wichtig, stets von einer gleichen Preisbasis auszugehen. Deshalb sollte jedes Preisangebot von der schlüsselfertigen Errichtung des Hauses ausgehen. Falls die Hausbaufirma nicht alle Leistungen anbietet, sollten sie gesondert aufgenommen und beim Gesamtpreis berücksichtigt werden.

Vorsicht bei Werbeversprechen

In vielen Prospekten sind Werbeaussagen zu finden, die angeblich gegenüber anderen Hausanbietern besondere Vorteile darstellen. In Wahrheit handelt es sich oft um Selbstverständlichkeiten, die eigentlich jeder Baupartner erfüllen müsste. Hier nur einige Beispiele: Bauzeitgarantie, Festpreisgarantie, Zahlung nach Baufortschritt, Sicherheitsleistung für die Fertigstellung, Verwendung von Qualitätsbaustoffen, qualifizierte Bauleitung, Einsatz von Fachfirmen, Übergabe des Energieausweises. Obwohl die große Mehrzahl der Hausanbieter mit den Prospekten keine Werbung mit Preisen betreibt, werben einige Firmen noch mit Preisrabatten bei Vertragsabschluss. Kritisch betrachtet handelt es sich dabei meistens um eine reine „Preiskosmetik“ ohne  geldwerten Vorteil für den Verbraucher. Es werden auch bewusst Leistungen aus dem Preisangebot herausgenommen, die für ein funktionsfähiges Haus unbedingt notwendig sind und später zusätzlich als Sonderleistungen preislich angeboten. Besondere Vorsicht ist bei zeitlich befristeten Sonderkonditionen geboten. Damit soll auf potenzielle Kunden Zeitdruck für eine Vertragsentscheidung aufgebaut werden. Zeitdruck bei privaten Bauinvestitionen ist einer der schlimmsten Fehler, die man als privater Bauherr machen kann. Besser ist, sich bereits vor Vertragsabschluss unabhängig bautechnisch und baurechtlich beraten zu lassen.

Florian Becker Bauherren-Schutzbund e.V.

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